FAQ Kinder und Jugendliche

Wann ist Psychotherapie hilfreich?

Manchmal kann es sein, dass Du mit Dir selbst oder anderen nicht mehr gut klarkommst, dass Dich Verhaltensweisen, Gefühle und Gedanken belasten und Du nicht dagegen ankommst. Dies können z.B. Ängste, Stress, Depressionen, Aggressionen, Essstörungen oder selbstverletzende Verhaltensweisen sein. Vergangene Erlebnisse wie Gewalt oder Mobbing können Dich auch in der Gegenwart weiterhin belasten. Hier kannst Du in einer Therapie gemeinsam mit der Unterstützung Deiner*Deinem Therapeuten*in an einer Veränderung arbeiten, sodass es Dir wieder besser geht und Dich Deine Probleme nicht mehr weiter in Deinem Leben einschränken.

Wer bezahlt meine Therapie?

Psychotherapie wird von den Krankenkassen bezahlt – von den meisten privaten und von allen gesetzlichen.

Wie suche ich eine*n Psychotherapeut*in aus und was passiert am Anfang?

Es ist wichtig, dass Du Dir jemanden aussuchst, wo Du Dich wohlfühlst und jede Woche gut hingehen kannst. Am Anfang gibt es 2 bis 11 „Kennenlerntermine“ (genannt Sprechstunde und probatorischen Termine) um zu sehen, ob die Chemie stimmt, ob Du Vertrauen fassen kannst und ob Ihr gut zusammen an Deinen Zielen arbeiten könnt. In den ersten Terminen wird Dich dein*e Therapeut*in viel fragen, um Dich kennenzulernen und gut zu verstehen wie es Dir geht. Erst nach diesen Terminen entscheidet Ihr gemeinsam, eventuell mit Deinen Eltern/Bezugspersonen, ob Ihr Therapiestunden beantragt.

Adressen von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen findest Du z.B. auf der Homepage der Psychotherapeut*innenkammer Deines Bundeslandes (z.B. https://www.ptk-bayern.de) oder auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung.

Muss mich mein*e Hausärzt*in überweisen?

Nein. Du kannst eine Psychotherapie beginnen, ohne vorher mit anderen Ärzt*innen darüber zu sprechen. Wenn in den Kennenlernterminen klar wird, dass eine Therapie angebracht ist, stellt der*die Psychotherapeut*in zusammen mit Dir – eventuell auch mit Deinen Eltern / Deinem Vormund – einen Antrag an die Krankenkasse. Erst dann muss auch der*die Hausärzt*in ein Formular ausfüllen, um mögliche medizinische Ursachen für Deine Belastungen auszuschließen. Das Formular wird dann zusammen mit Deinem Antrag an die Kasse geschickt. Sobald die Krankenkasse die Therapie genehmigt hat, kann die Therapie starten.

Müssen meine Eltern von meiner Therapie wissen?

Ab 15 Jahren darfst Du meist ohne ausdrückliche Einwilligung Deiner Eltern selbständig eine Psychotherapie beginnen. Oft kann es jedoch sinnvoll sein, Deine Eltern über Dein Vorhaben zu informieren. In der Regel ist es hilfreich, wenn Dein*e Psychotherapeut*in mit Deinen Eltern/Bezugspersonen spricht, um sich ein genaueres Bild zu machen, da man viele Dinge eher von „außen“ sehen kann. Manchmal stellt sich heraus, dass Deine Eltern oder ein Elternteil notwendig sind, um zur Lösung Deiner Probleme beizutragen. Dein*e Psychotherapeut*in bespricht dies mit Dir und plant gemeinsam mit Dir das Vorgehen.

Sind Psychotherapeut*innen Ärzt*innen?

Psychotherapeut*innen sind keine Ärzt*innen, sondern haben zunächst zum Beispiel Psychologie oder Soziale Arbeit studiert, und dann eine Ausbildung zum*zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten*in abgeschlossen. Sie dürfen keine Medikamente verschreiben. Dafür sind Hausärzt*innen oder Fachärzt*innen zuständig.

Was bedeutet die Schweigepflicht genau?

Genauso wie Ärzt*innen unterliegen Psychotherapeut*innen auch der Schweigepflicht. Sie dürfen Informationen nur mit Deinem Einverständnis an Dritte weitergeben - ansonsten bleibt alles unter Euch. Ab einem gewissen Alter gilt diese Schweigepflicht auch gegenüber Deinen Eltern/Bezugspersonen (ob das bei Dir zutrifft musst Du mit Deinem*Deiner Psychotherapeuten*in absprechen). Wie auch bei Ärzt*innen gibt es drei Ausnahmen: Wenn Du Dir selbst oder jemand anderem Gewalt antun willst, eine schwere Straftat planst oder durch jemand anderen erheblich in Gefahr gerätst, sind Psychotherapeut*innen verpflichtet, die Schweigepflicht zu brechen und Hilfe von außen zu holen. Dies wird immer vorher mit Dir und Deinen Bezugspersonen abgesprochen, so dass Du weißt, was passiert.

Was passiert dann in der Therapie?

Eine Psychotherapie dauert mindestens ein halbes Jahr, oft auch länger. In der Regel findet jede Woche ein Termin von 50 Minuten statt. Dieser Termin ist nur für Dich reserviert, es ist also wichtig, dass Du pünktlich und regelmäßig kommst. In diesem Termin wird viel gesprochen, aber auch vieles ausprobiert und geübt. Beispielsweise kann man in der Therapie in Rollenspielen gut ausprobieren, was man sagen oder wie man sich verhalten könnte bevor man es im „echten Leben“ außerhalb der Therapie versucht. Wenn das Reden nicht so leicht ist, kommen kreative Methoden wie Malen oder Spielen zum Einsatz. Alles was hilft, Dich besser zu verstehen, Dich zu stärken und zu unterstützen ist gut!